Chorkonzert mit dem Konzertchor Lippstadt
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Vorurteile
haben die Eigenart, längere Halbwertszeiten aufzuweisen. Manchen
erschien Verdis Requiem als unpassend, hatte sich der Komponist doch
immer wieder recht offenherzig in Wort und Schrift als Feind des Klerus
geoutet. Kaum verwunderlich, dass sein Requiem als „Oper im
Kirchengewand“ abgetan wurde, begründet mit einer als unzulässig
empfundenen Vermischung von Liturgie und theatralischem Operngetöse.
Als
Gioacchino Rossini am 13. November 1868 in Paris verstarb, war es
Verdi, der seinem Verleger folgende Anregung unterbreitete: „Ich möchte,
dass die angesehensten italienischen Komponisten zur Ehrung seines
Andenkens eine Totenmesse schreiben.“ Gesagt, getan. Tito Ricordi
organisierte die Aufteilung des offiziellen liturgischen Textes in 13
Abschnitte sowie deren Zuweisung an 12 führende italienische Künstler.
Den Schlussteil hatte Verdi für sich ausbedungen, nämlich das nicht
unbedingt zur Totenliturgie gehörige „Libera me“, das Gebet um Erlösung.
Zwar lag die fertige Partitur bereits im Herbst des Jahres vor, doch
kam die Uraufführung wegen Streitigkeiten nicht mehr zustande.
1873
versetzte das Ableben des einflussreichsten Dichters im Italien des 19
Jh., Alessandro Manzoni, nicht nur ein ganzes Land in Schockstarre,
sondern auch Verdi empfand dessen Tod als persönliche Katastrophe. Nun
war die Idee eines Requiems plötzlich wieder da. Sein „Libera me“
mutierte zum Ausgangspunkt eines eigenen, vollständigen Requiems. Es
enthielt bereits eine Passage, die ihrer realistischen Brutalität
hervorragend für die Vertonung des „Dies irae“ geeignet war. Verdi
integrierte die Sequenz als bedrohliches Memento, als ungeheuerlichen
Albtraum einer wiederkehrenden idée fixe, die jede Erlösung in Frage
stellt. Ist das nun noch weltlich oder schon geistlich?
Camilla
Nylund zählt zu den führenden lyrisch-dramatischen Sopranen. Der
finnische Weltstar singt regelmäßig auf den wichtigsten Konzertpodien.
Mehr als dreißig CD- und DVD-Aufnahmen bezeugen ihr außerordentliches
künstlerisches Niveau. 2008 wurde ihr der Titel „Kammersängerin“ vom
Freistaat Sachsen verliehen. 2013 erhielt sie den Schwedischen
Kulturpreis für herausragende Leistungen, sowie 2022 u.a. den
Europäischen Kulturpreis.
Text: www.musikverein-lippstadt.de