Salome
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Wie Flammen züngeln die Orchestermelodien in die Höhe und stürzen krachend in sich zusammen. Sie kreuzen die erregten Gesangslinien der adeligen Familie und lassen den Einakter vor Spannung beinahe zerspringen. Dazwischen hallen die stoischen Mahnungen des Propheten Jochanaan aus dem Kerker herauf. In „Salome“ fängt Richard Strauss die fiebrige Atmosphäre während der Jahrhundertwende und zugleich im Palast des Tetrarchen Herodes ein. Dort lungert Prinzessin Salome beim Festgelage ihres Stiefvaters herum. Sie hat das dekadente Hofleben und vor allem Herodes‘ Zudringlichkeiten satt. Umso faszinierter ist sie vom Gefangenen Jochanaan – auch wenn der sie zurückweist und ihre Eltern verflucht. Salomes Wunsch, ihn zu küssen, entwickelt sich zur Obsession. Dafür tanzt sie sogar vor Herodes und lässt sich Jochanaans abgeschlagenen Kopf in einer Silberschüssel bringen. Doch Herodes fürchtet nicht nur den Zorn der Juden draußen auf der Straße, die ihren „heiligen“ Propheten verehren, und die Verführungskünste seiner Frau Herodias, sondern auch Salomes Wahnsinn, und lässt schließlich auch sie umbringen.
Kaum eine mythologische Frauenfigur hat Literatur und Kunst um 1900 mehr inspiriert als Salome – die trotzige Kindfrau, die Königstochter aus dem biblischen Judäa, die erotische Verführerin. Auch Oscar Wilde griff die antike Legende auf und schuf den Stoff, aus dem Strauss das Libretto seiner ersten Literaturoper über weite Strecken Wort für Wort webte.